Die Macht der Empathie

Was kann ich eigentlich wirklich tun, wenn es zu einem Konflikt zwischen mir und meinem Partner oder meinen Kindern kommt? Was brauchen wir Menschen um wieder „einen Kontakt zu uns selbst herstellen zu können“?

Wenn wir nicht präsent und tief mit unserem Inneren verbunden sind. Reichen Sekunden aus um dich in dein inneres Kind zu katapultieren. Deine Bedürfnisse leiden, du bist überfordert, gestresst, wütend und dementsprechend in einem Mangelzustand. Dein Tank an Energie in Form von Liebe und Verständnis ist leer. Und Zack nervt mich alles. Mein Leben, mein Partner, meine Kinder, die Art wie der Fremde Mensch an der Kasse hinter mir atmet oder das Schnarchen unseres Hundes. „Sei ruhig, sei still, hör auf, es nervt, geh spielen, ich will nicht, lasst mich doch alle in Ruhe.“

Dies passiert wenn ich nicht gut genug auf mich und meinen Energiehaushalt geachtet habe. Wo bin ich über meine Grenzen gegangen, wann habe ich etwas getan was ich gar nicht wollte und dann ärgere ich mich auch noch über mich selbst, anstatt mir Verständnis und Mitgefühl entgegen zu bringen.

Das alles kann deine innere Stimmung beeinflussen und nun liegt es an dir wie du darauf reagierst. Ob du überhaupt noch reagieren oder nur noch agieren kannst. Dann wäre es höchste Zeit dich ganz schnell in Sicherheit zu bringen. Bis dein Gehirn wieder einsatzbereit ist. Diese Situationen sind mit die gefährlichsten und anspruchsvollsten Momente in unserem ganzen Leben. Denn wenn wir nicht aufpassen, nicht mit uns verbunden sind, werden wir jetzt wütend. Über das Kind, den Partner, die Freundin, die Arbeitskollegin, den Hund, die fremden Menschen. Alle sind sie Schuld, weil es mir nun einmal so geht wie es mir geht und wir fangen an sie zu verletzen.

Und nun komme ich und wünsche mir, dass du mir bitte kurz zuhörst. Wäre das möglich? Es liegt nicht an deinem Kind, an deinem Mann oder deiner Frau oder sonst wem sondern an der Art und Weise wie du denkst, wie du andere Menschen be und verurteilst, wie du sprichst, was du über dich denkst…. ob du mit dem Leben verbunden bist oder nicht. Ob du alles als selbstverständlich siehst und deine Wahrnehmung auf das ausrichtet was noch nicht in deinem Leben angekommen ist anstatt auf das zu schauen was du bereits hast. Innere Dankbarkeit und Zufriedenheit verspürst.

Ja Gefühle können sich anfühlen wie ein Monster das sich in dir innerlich eingenistet hat und ja es ist unheimlich schwer sich darüber bewusst zu werden, was oder wer hier gerade denkt. Bin ich es der denkt oder werde ich gedacht. Was passiert da gerade und was benötige ich um mich beruhigen zu können. Welchen Mangel verspüre ich in mir und wie kann ich ihn beheben ohne zu schreien, auszurasten oder jemand anderem die Schuld zu geben? Reicht es vielleicht mich für ein paar Minuten hinzusetzen, die Augen zu schließen und einfach nur zu atmen. Oder muss ich eine Runde spazieren gehen, einen Kaffee/Tee trinken oder meinen Tränen freien Lauf zu lassen, bis all die Spannung aus meinem Körper fließen konnte. Meinen Mann darum bitten mich zu umarmen…Das sind ein paar Dinge die mir helfen und meist entscheide ich mich fürs Weinen, Atmen und Fühlen.

Was passiert aber nun wenn mein Mann oder Kind wütend wird. Dann werden sie wütend. Dann schreien sie und drücken dadurch all die Wut aus die in ihnen steckt. Und ich sitze da und höre zu. Atme, bleibe bei mir. Höre weder die Vorwürfe, noch Anschuldigung, noch nehme ich die emotionalen Übergriffe an. Diese stehen dann da, in der Luft, zwischen uns und verpuffen im nichts. Wenn die Wut einmal raus ist und du immer noch präsent bist, also beim zuhören, dessen was der Andere sagt ohne zu reagieren oder dich zu rechtfertigen sondern einfach nur zuzuhören das was zwischen den Worte oder das Gefühl das hinter den Worten steckt zu erkennen. Siehst du den Schmerz, die große Wunde, die dieser Mensch mit sich herumträgt und die nun anfängt zu brennen.

Denn jetzt, genau jetzt kommt sie hoch die Traurigkeit, der Schmerz, die Einsamkeit. Jetzt dürfen und können endlich die Tränen fließen und du bist einfach nur da, anwesend, fühlst was hier gerade passiert und tust nichts außer vielleicht zu fragen ob ich gerade etwas für den anderen tun kann. Mein Kind sitzt dann meistens schluchzend auf meinem Schoß oder dicht gedrückt an meinem Körper und meinen Mann halte ich weinend im Arm, wenn er es will. Und wenn nicht sitze ich einfach neben ihm.

Ja, wenn du einen guten Draht zu deinen Gefühlen hast, kannst du, wenn du willst sehr gut die Gefühle von anderen Menschen lesen ohne dass sie es selbst wahrnehmen oder es sogar abstreiten, dass sie sie haben, denn wenn du jahrelang deine Gefühle verdrängt hast, bist du emotional ehr tot als lebendig. Aber du siehst ihre Körpersprache, die Art und Weise wie sie kommunizieren, über was sie sprechen und was sie meiden. Ich spüre oft den Zwiespalt zwischen dem was sie sagen und dem was sie tun und gehe dann in mich. Spüre wenn ich Lust habe, ihr Gefühl und Spiegel dadurch auch ihren Schmerz, ohne in ihm zu versinken.

„Ich sehe, dass du wütend bist. Ich spüre wie sauer du auf mich bist. Es ist ok. Wäre es für dich in Ordnung wenn ich bei dir bleibe? Ich höre dir zu und du kannst mir alles erzählen was dich gerade beschäftigt.“ das sind ein paar Sätze die ich zu meinem Sohn sage wenn er mal wieder so richtig im Bann seiner Gefühle gefangen ist. Mal löst es sich schnell auf, wenn er richtig sauer ist und mich anschreit und manchmal dauert es länger und eine tiefe Traurigkeit folgt im Anschluss bis die Trauer der Freude weicht und er wieder mit sich selbst verbunden ist.

Immer wenn mein Kind in seinem Verhalten auffällig wird habe ich es 1. überstrapaziert, 2. ist er müde, hungrig oder durstig, 3. habe ich ihm heute noch keine wirkliche Aufmerksamkeit geschenkt und er sagt mir dadurch, Mama ich brauche dich oder 4. seine Gefühle sind so stark, dass er nicht von alleine im Stand ist sich selbst zu regulieren.

Sind im Gegenzug alle Bedürfnisse erfüllt, ist es ein wahrhaftiges Geschenk mit meinen Jungs Zeit zu verbringen. Das sind die Herzmomente, die ich mir immer wieder in den Kopf rufe, wenn es zwischen uns schwer wird.

Dann gehe ich einen Schritt langsamer, bleibe länger mal bei ihnen sitzen und mache nichts zusätzlich, was meinen Alltag erschweren könnte, weil all meine Energie in das Co-Regulieren meiner Kinder fließt aber das ist eine Entscheidung die nur ich alleine treffen kann.

Zusätzlich helfen mir immer wieder ein paar Fragen.

Was denke ich über mich selbst?

Wie will ich selbst behandelt werden?

Was brauche ich, damit es mir gut geht?

Wie war es als Kind für mich, als ich damals in der selben Situation gesteckt habe?

Was hätte ich mir gewünscht, wenn ich die Chance hätte meine Kindheit nochmals erleben zu dürfen?

Wie gut kann ich mich selbst regulieren? Fühle mich so richtig schön ein und schaue dann auf meine kleinen Kinder?

Ich verlange wenig bis nichts von meinen Kindern und freue mich über jede Kooperation in der sie mir etwas von sich selbst von Herzen geben. Erwartungen sind zusätzlicher Druck, der meist nur zu Enttäuschung führen kann. Ich vertraue darauf, dass alles von selbst irgendwann einmal kommen wird.

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