
Wir entkommen uns nicht. Niemals. Unser Kopf, programmiert mit all seinen Erfahrungen, Glaubenssätzen und Prägungen sowie unser Körper mit seinem dysregulierten Nervensystem für das du absolut nichts kannst ist da. Du lebst in ihm oder du wirst gelebt durch ihn.
Wir haben uns dies alles nicht selbst ausgesucht. Also trägst weder du, noch ich, noch sonst wer irgendwelche Schuld. Wir wiederholen meist das was wir selbst erlebt oder durchlebt haben. Nicht dann wenn wir in unserem Bewusstsein sind und wir uns klar entscheiden können wie wir handeln wollen sondern es geht um die Momente, in denen es unbewusst darum geht wie sehr ich mich auf einen anderen Menschen einlassen kann und will. Oder wie ich mit Stress umgehe?
Es sind die Erfahrungen die ein anderer Mensch, der einst meine Mutter und mein Vater war, die die mir anstatt bedingungslos gegenüber zu treten mir Schmerzen zugefügt haben. Die mich nicht sehen und erst recht nicht hören konnten. Aber soll dafür wirklich ein anderer Mensch bestraft werden, weil er diese schmerzhafte Wunde in mir berührt? Wir sind zutiefst bindungsfähige Wesen aber haben so unglaublich viel Angst davor verletzt zu werden, weshalb wir lieber eine Beziehung beenden anstatt uns ganz und gar auf den anderen Menschen einzulassen.
Wie kommt so was zu Stande und warum bin ich so sehr gegen die Krippenbetreuung?
Ganz einfach weil wir aus einem System kommen in dem es darum geht die eigenen Bedürfnisse aufzuschieben um sie später einmal zu erfüllen. Als erwachsener Mensch ist das ok aber unsere Kinder können dies noch nicht. Sie müssen es lernen. Langsam und Schritt für Schritt, weil ihr Gehirn für mehr noch gar nicht in der Lage ist. Wir überfordern sie ohne uns dessen bewusst zu sein. Erzieher zu sein ist ein Job wie jeder andere auch. Es ist ein „Job“ und du weißt nicht was hinter den Türen der Einrichtung passiert. Aber interessiert es dich überhaupt?
Nun kommen wir zurück. Eine Gesellschaft die nicht fühlt, also traumatisiert ist, kann wenig bis keine Empathie aufbringen, welche wir dennoch benötigen um unsere Kinder entsprechend begleiten zu können. Bei Stress und Druck (dysreguliertes Nervensystem) funktioniert nichts mehr und wie agieren nur noch ohne bewusst handeln zu können. Also wenn wir als Kinder uns zurückstellen müssen, unsere Bedürfnisse aufschieben, nicht gesehen werden können als das wundervolle Wesen welches wir sind, sind unsere unerfüllten Bedürfnisse ja nicht weg. Sie stecken in uns. Schön aufgeschichtet warten sie bis wir „erwachsen“ sind und dann geht es los. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Dann kommen Aussagen von Eltern warum sich ihr Kind so komplett verändert hat? Was ist da los? Respektlos! Ganz einfach du hast nie verstanden was eine Beziehung auf Augenhöhe bedeutet sondern es ging hauptsächlich um Macht und Kontrolle. Aber genau das entgleitet dir mit jedem Jahr, welches dein Kind dazu gewinnt.
Deshalb sind wir mal ehrlich, diesen Prozess kennen wir doch alle. Wer von euch kann ganz offen und ehrlich mit seinen Eltern kommunizieren ohne dass diese mit Sanktionen oder Kontaktabbruch drohen und was machst du mit deinem Kind? Das Selbe? Ist es das was du dir für dein Kind wünscht?
Ich sehe erwachsene Körper mit dem Bewusstsein eines Kindes und auch ich zähle dazu. Nicht immer oder sagen wir immer wieder. Dann fühle ich den Schmerz, die Trauer, die Wut, die Tränen die über mein Gesicht rollen.
Was mir dennoch immer wieder bewusst wird, ist die Frage was möchte ich meinem Kind wirklich mitgeben? Und das heißt für mich, los zu gehen. Komme was wolle. All der Schmerz, all die Tränen, all die Wut, all die Hoffnungslosigkeit und Angst soll ich nicht umsonst gefühlt haben. Sie hat einen Grund und der Grund lautet zu leben. Das Alte anzusehen. Zu betrauern, so richtig zu betrauern, dem einsamen Mädchen das ich einst war erneut zu begegnen. Ihm die Hand zu reichen, zu danken für all die Kraft und Last die sie einst tragen musste und dass sie zum Glück überlebt hat. Nun nehme ich sie in meine Arme, halte sie. Sie lebt in meinem Herzen voller Wohlwollen, Dankbarkeit und Liebe, dass sie so sehr nach mir gerufen und auf sich aufmerksam gemacht hat, damit ich den Weg der Befreiung weiter gehen kann. Ich bin dieser Sehnsucht des Lebens gefolgt. Dem Ruf des Erwachens.
Nun bin ich Mama von drei Kindern. Eines davon lebt in mir und immer wenn ich es verlassen möchte, lege ich die Hand auf mein Herz und spüre ihre Angst. Dann verweile ich darin, in der Versunkenheit mit mir selbst. Bin für mich da, halte mich, atme und bin mir nah wie niemals zuvor. Ich lasse dieses starke Mädchen nicht mehr allein. Es ist gut, verdammt gut und das war sie schon immer.
Je mehr sie bei mir ist umso leichter wird das Leben, umso klarer kann ich sehen, hören, antworten. Umso ehr weiß ich was ich will und mache keine faulen Kompromisse mehr. Das Leben ist da um es aus ganzem Herzen genießen zu können und alles ist gut, alles ist richtig und alles hat seinen Sinn nur verstehen wir es meist erst dann wenn wir Jahre später darüber nachdenken warum wir manch schmerzhafte Erfahrung machen mussten.
Fassen wir es kurz und knapp zusammen:
Liebst du dich?
Bist du wertvoll?
Respektierst du dich selbst?
Bist du ein Geschenk für diese Welt?
Was kannst du für diese Welt tun anstatt die Welt für dich?
Siehst du die Schönheit, kannst du sie hören, riechen, schmecken?
Fühlst du das Glück, die Leichtigkeit, den Moment des Seins, des angekommen Seins?
Fühlst du die innere Ruhe und Kraft die einfach so durch dich hindurchfließt und du nur laut rufen könntest „danke, danke dass ich leben darf“?
Du bist ein Wunder. Ein unbeschreiblich nicht in Worte zu fassendes Wunder und all das was dein Kopf versucht dir über dich zu erzählen hat seine Geschichte. Ja es ist eine Geschichte über dich, die einst andere Menschen erzählt und du sie später in dir selbst aufgeschrieben hast. Glaubst du daran? Oder bist du bereit daraus etwas Neues zu gestalten? Es ist noch nicht zu spät. Sei mutig, neugierig, offen. Sei es dir selbst Wert und Glaube an dich.