Die Macht der Worte

Wir sprechen nicht. Wir sprechen nicht über Angst. Wir sprechen nicht über Schuld und Scham, über unsere Minderwertigkeitsgefühle und den Mangel unserer hungernden Bedürfnisse. Wir sind unachtsam. Laufen durch die Welt und sind auf die Menschen, Dinge oder Situation sauer, die in uns Gefühle versuchen welche wir als negativ deklariert haben und welche wir nicht fühlen wollen.

Aber wie wäre es wenn eine Glasscheibe zwischen dir und einem anderen Menschen wäre, welchen du nur sehen und nicht hören könntest. Was denkst du über ihn? Deine Spiegelneuronen würden mit seinen in Resonanz gehen. Vielleicht wäre dieser sauer, wütend, verzweifelt? Du stehst da und dein Kopf beginnt sich zu der gerade beobachtbaren Szene eine Geschichte zu überlegen. Was ist passiert? Was könnte diesem Mensch hinter der Scheibe widerfahren sein? Du machst dir Gedanken über ihn oder über sie, gehst in dein Mitgefühl aber würdest du jemals auf die Idee kommen, dass du evtl. Schuld an seinem derzeitigen emotionalen Zustand sein könntest? Oder doch?

Früher identifizierte ich mich fast mit jedem Gedanken der durch meinen Kopf schoss. Ich hielt ihn für real, für wahr, für die Wahrheit. Ich kam nicht auf die Ideen ihn zu hinterfragen und ihn auf seine Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Er hielt mich gefangen und ich war eine Geisel meiner eigenen Psyche.

Doch je bewusster ich mir werde, je achtsamer ich durch den Tag gehe umso klarer und weiter öffnet sich das Feld meiner Wahrnehmung. Dann bin das zwar ich die denkt aber ich identifiziere mich nicht mehr mit meinen Gedanken sondern denke über sie nach was sie mir mitteilen möchten. Viele Gedanken wollen mich schützen, beschützen aus einem künstlichen Muster heraus, welches zum Beispiel die Schuld für mein emotionales empfinden beim Anderen sucht oder es mir einreden möchte, warum ich da oder dort nicht hingehen sollte, weil ich einfach Angst habe? Vieles was wir vermeiden hat mit Angst zu tun. Die Angst nicht gut genug zu sein und verlassen zu werden.

Wurdest du als Kind verlassen? Wurdest du alleine gelassen? Schreien gelassen? Wurdest du, wenn du wütend warst allein ins Zimmer geschickt und was hast du daraus gelernt? Dass du falsch bist? Zu viel? Zu anstrengend? Oder wenn du deine Gefühle zeigst verlassen wirst? Und schon landen wir wieder bei unserer Verlustangst die auch als Erwachsener nicht einfach verschwindet nur weil wir sie versuchen zu unterdrücken.

Wir entkommen uns nicht. Nicht unserer Prägung. Nicht unserer Überzeugungen und unseren tief verborgenen Glaubenssätze. Dein Leben spielt sich alleine in deiner Vorstellung ab und nein du hast nicht nur eine Wahl, wie du dich entscheiden kannst! Das glauben wir, weil wir davon überzeugt sind, weil wir uns nicht vorstellen können, dass es Alternativen aus dem Irrgarten geben könnte. Aber, glaube mir, die gibt es.

Indem du aufhörst zu kämpfen oder zu fliehen. Ist der erste Schritt bereits gemacht. Dann Erlöse alle Menschen um dich herum indem du die komplette Verantwortung für dich und dein Leben zurück holst. Niemand, absolut niemand ist an deinem derzeitigen emotionalen Zustand schuld. Und das aller wichtigste, suche dir jemand mit dem du über „alles“ was sich in dir zeigen möchte sprechen kannst, alles ohne Angst, dass du dich deshalb schämen müsstest oder dir eine Schuld zugesprochen wird. Erlöse dich durch deine eigenen Worte.

Wenn nicht verschlimmern wir unseren Zustand mit jedem Tag an dem wir schweigen und erzeugen das Leid von dem wir innerlich überzeugt sind. Damit diese Glaubenssätze aufrecht erhalten werden, immer wieder neu. Deshalb heißen sie ja Glaubenssätze.

Also nenne wir ein Beispiel: „Ich bin nicht liebenswert und werde eh wieder von meinem Partner verlassen.“ Dann bedeutet das, dass ich selbst Ereignisse in unserem Leben kreiere die einen Konflikt herauf beschwören um am Ende, wenn der Partner oder die Partnerin wirklich genug hat und seine oder ihre Koffer packt, da zu sitzen und zu sagen, „ich habe es doch gewusst, der oder die verlässt mich sowieso. Ich bin es nicht wert geliebt zu werden.“

Es gibt kein Opfer und es gibt kein Täter.

Es gibt innere verlassene Kinder. Die erzogen und gebogen, vernachlässigt und geschlagen, angeschrien und zum schweigen gebracht wurden. Die Angst hatten nicht überleben zu können und dieser Mechanismus sitzt in dir und übernimmt für dich, in stressig empfundenen Situationen, die Kontrolle. Der Cortisolspiegel steigt und der Hypocampus verliert an Funktionalität. Wir verlieren die Sprache und das Gedächtnis verlangsamt sich.

Unser Körper und seien Funktionen sind so komplex und greifen ineinander über, dass wir erst verstehen können wie wir funktionieren und warum wir so funktionieren wie wir es tun, wenn wir uns damit beginnen auseinander zu setzen! Du kannst dich kaum oder sagen wir ehr schwer selbst regulieren, wenn du nie eine Co Regulation durch deine Eltern erfahren hast, da dein Nervensystem sich in den ersten Jahren erst einmal ausbilden muss.

Das wundervolle daran ist dennoch, dass wir alles lernen können. Indem wir uns auf den Weg machen, uns selbst erkunden und verstehen zu wollen. Es findet sich für jede Frage eine Lösung und je weiter wir weg von unserem Identifizierten, einst aufgebauten „selbst“ kommen welche wir tatsächlich sind, umso spannender und interessanter, leichter, lebendiger, friedvoller und liebevoller wird der Weg zu deinem wahren selbst.

Deshalb, spreche, rede, sei mutig. Trau dich die anderen zu zumuten. Gehe in Beziehung, denn Worte haben die Macht alles in deinem System verändern zu können aber dafür braucht es den Glauben und Bereitschaft an dir selbst arbeiten zu wollen. Ich wünsche es dir von ganzem Herzen.

Ein Kommentar zu “Die Macht der Worte

  1. Es gibt so Menschen, mit denen man offen über alles reden, kann, die Mehrheit aber wechselt das Thema, wenn es ans „Eingemachte“ geht, weil es eine Gefahr für ihre innere Seelenburg darstellt, wo sie ihre Gefühle bunkern. Ja, man lernt das früh, eine Mauer um seine Seele zu bauen. Im Innersten sind wir eben alle sehr verletzlich. Mit Ausnahme von Psychopathen, was aber an einem angeborenen Hirnfehler liegt.

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