
Das „innere Kind“ ist ein so genanntes Modell oder auch Symbol worin all unsere Gefühle, Glaubenssätze, Vorstellung, Muster, Bindungsverhalten (unsicher,sicher, unsicher-ambivalent und unsicher desorganisiert) Werte und Normen, in unserem Nervensystem abgespeichert und durch unser Verhalten aufgezeigt werden.
Aber zur Ergänzung, was sind Glaubenssätze eigentlich und wie entstehen sie: einerseits können es Erziehungsweisheiten sein, die wir als Kinder hören, wie „ ein Indianer kennt keinen Schmerz, da musst du nun mal durch, das Leben ist kein Ponyhof, warte nur ab, komm reiß dich zusammen, erst die Arbeit dann das Vergnügen, sei dankbar für …. auch wenn es dir damit nicht gut geht, stell nicht immer so dumme Fragen, so schlimm war es doch gar nicht, keine Angst, jetzt mach doch, man du bist ständig so langsam, nicht trödeln komm endlich in die Gänge, so lange du nicht …..gibt es nicht…. sei höflich, sei brav, sei nett und lieb usw.“ oder aber es sind Sätze die zu uns gesagt wurden und zwar wie folgt, „pass doch auf, du Trampel. Du bist dumm, faul, egoistisch, kompliziert, hässlich, hast dieses oder jenes ( was an deinem Körper nicht richtig sein soll), mit dir will eh niemand spielen, warum kannst du nicht mal? Du bist viel zu laut, zu forsch, zu wild, zu aufgedreht, zu ruhig, zu unselbstständig, du klebt ständig an mir, muss ich dir alles hinterher tragen, du nervst, kannst du nicht einmal mich in Ruhe lassen, ständig dieses Gejammer usw.“ das steckt alles in uns.
Was zusätzlich dazu kommt und was wir als Kind ertragen müssen ist, dass Erwachsene denken, sie müssten den Kindern zeigen wie diese zu spielen oder über das Leben zu denken hätten. Als ob Kinder nicht wüssten wie das geht. Eltern schaffen es selbst nicht sich heraus zu halten, werden ungeduldig, können sich nicht regulieren, greifen ein und Maßregeln ihr Kind (stellen es für dumm hin) indem sie ihm zeigen wie es richtig zu spielen und zu denken hat ohne, dass sie um Hilfe gebeten wurden, „ sei nicht so, sondern so, ja so nein du machst es schon wieder falsch, so habe ich es dir doch schon viele Male gezeigt, warum verstehst du es denn nicht. Ach mein Kind ist einfach nicht so schlau oder kreativ“ schade eigentlich, dadurch zerstören sie das Selbstvertrauen des Kindes, da sie selbst kein Vertrauen in den Prozess haben und ihrem Kind auch keine Zeit geben, damit dies dieses ausbilden kann. Aber nun zurück.
Kennt ihr folgende Situation:
Du oder ihr seid mit einem weiteren Paar unterwegs. Plötzlich fängt dieses Paar an sich zu streiten. Erst über Kleinigkeiten und dann wird es immer heftiger und lauter und als Außenstehender denkt man sich „Moment was war denn nochmals das Problem.“ wir verstehen es nicht, können wir auch nicht weil da gerade zwei Kinder am Werk sind die sich bekriegen und Kinder können nun mal keine rationalen Entscheidungen treffen wenn das Gehirnareal das sie dafür brauchen außer Kraft gesetzt ist.
Das „innere Kind“ kommt immer dann zum Vorschein, wenn unser Stresspegel steigt, wir uns genervt, traurig, wütend, alleine, schuldig, überfordert fühlen und wir keine Verhaltensweisen erlernt haben wie wir damit umgehen sollen. Wir haben weder das Vertrauen in uns noch in den Prozess noch den Glauben daran, dass es der andere Mensch es mit uns gut meinen könnte.
Unsere Eltern waren keine Vorbilder dafür die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Oder habt ihr diese Sätze gehört „weißt du mein Schatz, das was ich gerade getan habe, war total mies, es war richtig scheiße, entschuldige. Ich werde weiter an mir arbeiten. Du bist nicht schuld, ich hatte einen ganz miesen Tag und deshalb habe ich dich nun angeschrien. Tut mir leid.“ Nein dieses Verhalten kennen wir nicht, wir kennen ehr „ du bist schuld. Wenn du nicht … getan hättest, hätte ich dich nicht so am Arm packen oder anschreien müssen. Tja selbst schuld. Du bist einfach zu…., hat mir auch nicht geschadet also wird es dir auch nicht schade. Das bisschen Härte ist schon ok.“ hm nein ist es nicht.
Das einzigste was passiert ist, dass ich meine Macht ausspiele die ich als erwachsener Mensch habe, weil unsere Kinder kleiner und schwächer sind. Ja es passiert, dass wir mal über reagieren, das kommt vor aber entschuldigen müssen wir uns alle mal. Denn es ist unser „inneres Kind“ das sich hier zeigt und sich von dem Verhalten unseres leiblichen Kindes provoziert fühlt. Es fühlt sich nicht ernst genommen, nicht gesehen, nicht akzeptiert, nicht geliebt, nicht anerkannt oder aber es sind Ängste mit denen wir nicht gelernt haben um zu gehen ( du musst da bleiben, weil ich ohne dich nicht leben kann. Du darfst mir nicht zu nahe kommen weil das schmerzhaft Enden kann. Du musst aber diese oder jene Übung machen weil es angeblich irgendwas bringen soll und ich will dass du bestens für die Schule vorbereitet bist.)
Das Kind kann nichts dafür und du weißt nicht was dein Kind mal wird, wenn du dich nicht um deine Gedanken und Gefühle kümmerst sondern diese auf es projizierst. Unsere Kinder sind wie sie sind und wir müssen die Momente in denen unsere Gefühle uns übermannen erkennen. Uns dafür sensibilisieren und wenn möglich uns zurück ziehen damit wir das was gerade passiert ist reflektieren können.
Wo kommt dieses Gefühl her? Was will es mir sagen? Womit kann ich eine Verbindung herstellen? Und dann fühlen, einfach nur fühlen. Sie stammen alle aus den Verletzungen unserer Kindheit und haben mit unseren Eltern zu tun mit denen wir sprechen sollten, wenn du den Mut aufbringen kannst.
Das hört sich leichter an als es letzten Endes ist. Die Intensität der Gefühle ist, wenn wir bereit sind sie zu fühlen so stark, dass unser Verstand uns einreden möchte, dass wir dies nicht überleben könnte, denn als Kind haben wir Todesangst erlebt. Es kann sein, dass du wütend wirst, der ganze Körper anfängt sich vor Schmerz zusammen zu ziehen. Du lange Zeit weinen wirst, weil sich so viele Tränen im Körper angestaut haben. So viel Schmerz.
Aber es könnte auch sein, dass dir auf einmal „Dinge einfallen die du erledigen solltest und wir nun keine Zeit für den „ quatsch“ haben. Dass es eh nichts bringt und wir unsere Zeit mit etwas besserem füllen sollten. Dass es zu intensiv werden wird und es sein könnte, dass wir es nicht überleben. Dass wir nicht stark genug sind. Dass wir es später irgendwann machen werden usw.“ unser Verstand will uns schützen. Das ist der so genannte Wächter der sich im Laufe der Zeit entwickelt hat und dessen Aufgabe es ist, uns vor den Schmerzen denen wir ausgeliefert waren zu schützen wie „ lass bloß die Finger davon, dass wird sicher schief gehen, lass es lieber sein, was denken wohl die anderen, siehst du habe ich es dir nicht gesagt, tja nun hast du dir aber ordentlich die Finger verbrannt.“
So warum das alles. Weil wir als Kinder im Stich gelassen wurden. Weil wir die Verantwortung übertragen bekommen haben welche wir niemals tragen können. Weil wir keine Möglichkeiten haben uns alleine regulieren zu können. Weil wir hilflos und ohnmächtig unseren Gefühlen ausgesetzt waren. Weil unsere Eltern kein Bewusstsein hatten wie stark ihre Partnerschaft auf uns als Kinder Einfluss genommen hat und wir dachten wir müssen Mama oder Papa retten.
Also dieser Schutzmechanismus wirkt, er wirkt sehr stark und wir brauchen einen eisernen Willen um ihn durchbrechen zu können. Denn nur wenn wir in unser Nervensystem neue Erfahrungen hinein fließen lassen können, sind wir bereit neue Verhaltensweisen, Gedanken und Gefühle in uns zu verwandeln. Ah ok mein Partner oder meine Freundin läuft nicht weg wenn ich nun wütend werde oder ihr erzähle was mir schlimmes widerfahren ist. Wenn ich vor Wut schreie und weine. Nein sie bleiben da , zeigen Mitgefühl und HALTEN MiCH AUS, also kann ich mich jemanden ZUMUTEN und zwar genau wie ich bin. Mit all meinen Gedanken und Gefühlen.
Nicht in dem Sinne, dass ich sie dir vorwerfe „du hast, du bist schuld“ sondern „ das hat mir weh getan, ich bin gerade einfach nur traurig, ich wünsche mir, ich hätte gerne, könntest du dir vorstellen? Hab ich das richtig verstanden? Du willst damit ausdrücken, dass…..? Stimmt das?“
Dadurch kann das Trauma, das wir als Kinder erlebt haben seine Ruhe finden. Indem die gestauten Energien abfließen darf, können wir die Gefühle fühlen und uns gleichzeitig auf den Atem konzentrieren um sie nicht ausagieren zu müssen. Wir lernen die Verantwortung für uns selbst ganz und gar zu übernehmen, wir lernen Prioritäten zu setzten, wir erleben, dass es einen Sinn dahinter gibt warum wir hier auf dieser Erde sind, wir erfahren dass wir unsere Gefühle in Dankbarkeit, Demut, Frieden und Liebe verwandeln können. Wir werden uns bewusst, dass unser Kopf uns die meiste Zeit ziemlich viel Mist erklärt und wir absolut keine Ahnung haben was der andere gerade denkt oder fühlt und uns der Mut fehlt nachzufragen sowie die Bereitschaft sich immer und immer wieder zu öffnen. Klar zu wissen, dass ich nun die erwachsene Frau oder Mann und nicht mehr das kleine hilflose, ohnmächtige Kind bin, dass da in mir sitzt und unsagbar laut nach Hilfe schreit. Für das ich da sein kann. Es in den Arm nehme, es tröste und es ernst nehme, indem was es mir sagt.
Wenn du dafür nicht bereit bist. Bist du dafür noch nicht bereit und musst eine weitere Runde des Leidens ertragen. Das geht so lange bis die Schmerzen so groß sind, dass du darum bitten und betteln wirst endlich dein „ inneres Kind“ anzusehen und es kennen zu lernen, denn wir kreieren die Wirklichkeit und das jeder selbst. Jeder kreiert, das woran er oder sie glaubt und davon überzeugt ist, dass das seine oder ihre Wirklichkeit ist. „Menschen sind gefährlich, ich darf niemandem trauen, Arbeit ist wichtiger als Spiel, das Leben ist ein Kampf, du bekommst nichts mehr geschenkt. Das Leben fühlt sich schwer an. Du fühlst dich ausgeliefert, kraftlos, hilflos. Du bist sauer und wütend auf dich und auf alle anderen, die Schuld an deinem Leiden sind.“
Das ist genau das was deine Kinder von dir übernehmen. Sie wissen nicht was du denkst oder fühlst aber sie spüren, das ist für Mama oder Papa ok und das mögen sie absolut nicht? Mögen sie mich, sind sie gerne mit mir zusammen? Gehen sie davon aus, dass ich ein guter oder schlechter Mensch bin? Lieben sie ihr Leben und haben sie einen Beruf den sie mit Leidenschaft und Hingabe erfüllen und es kein Druck oder Zwang ist? Bin ich es ihnen wert, dass sie Zeit und Kraft in mich investieren?
Wenn du nicht für dein „inneres Kind“ da sein kannst, es nicht hören, fühlen oder sehen willst…wird es dir weiter, die Liebe, das Glück und die Dankbarkeit verweigern. Du hast es in der Hand, du alleine, denn es ist einzig und allein dein Leben. Du kannst ihm oder ihr nahe kommen durch deine Gefühle wenn du getriggert wirst, durch Meditationen, durch Bilder oder wenn du anfängst mit ihm zu sprechen. Fühlt sich zu Beginn komisch an aber das ändert sich. Finde den Frieden und die Freude in dir, denn das Glück findest du nicht im Außen sondern es lebt in dir. Es geschieht dadurch wie du denkst und fühlst. Einzig und alleine auf was du deine Aufmerksamkeit ausrichtest.