
Resilienz ist ein Begriff den man in der Pädagogik immer wieder begegnet. Resilienz bedeutet innere Widerstandsfähigkeit zu besitzen. Für mich bedeutet es eine Kraft in mir zu beherbergen die fern ab meines Verstandes Kräfte in meinem Körper steuert, lenkt, mobilisiert.
Auf dem Weg zu meiner heutigen Therapiesitzung beobachtete ich einen Menschen, einen Mann mit schwarzem Hut, schwarzer Jacke und einem Jeansrock. In der Hand trug er eine Tasche und auf seinen Fingernägeln funkelte ein rosafarbener Nagellack.
Und dann liefen mir die Tränen über meine Wangen, die Tränen darüber wie unfassbar stark manche Seelen sein müssen um ihren Weg in unserer Gesellschaft gehen zu können. Ich dachte an meine Klienten die vermutlich nie wieder psychisch gesund werden, die sich auffallend kleiden und auch „auffallend“ benehmen. Bei denen man weg schaut oder mit dem Finger auf sie zeigt, bei denen man tuschelt, sich über sie amüsiert oder Sprüche bringt wie „ das geht absolut nicht“.
Und das war’s. Wir gehen weiter als wäre dieses etwas, dieses Wesen was da auf der Straße sitzt ein Nichts, ein Niemand und vergisst, dass es ein Mensch ist wie du und ich auch. Kein Baby kommt auf die Welt und wünscht sich als erwachsener Mensch dieses Leben in Ohnmacht, Angst und Hilflosigkeit führen zu müssen. Ausgeliefert und abhängig. Menschen die Fühlen brechen irgendwann in sich zusammen und manche stehen nie mehr auf.
Alles und jeder hat seine „Geschichte“ und es gibt Menschen die sich in diese Gesellschaft mit ihrer Struktur einordnen oder sagen wir sich dieser unterordnen können, weil sie sich nicht mehr fühlen, weil sie es hinnehmen, weil sie wissen, dass es falsch ist, sie es aber dennoch tun weil sie glauben keine andere Chance zu haben.
Und nun stehe ich da, stehe ich auf und sage stop nein! Nicht mit mir! Dieses System ist falsch, dieses System will dir nichts gutes und dieses System sorgt dafür, dass du ausbrennst und dein Schwerpunkt auf das legst was eigentlich nicht die Aufmerksamkeit haben sollte die es dennoch hat. Es geht nicht um dich um den Einzelnen sondern nur um die Masse und darum, dass du gefälligst keine Fragen stellst, dich anpasst und funktionierst.
Wisst ihr warum dies alles wie in Zauberhand funktioniert? Weil wir alle „erzogen“ wurden und dadurch die Trennung von uns selbst erfahren haben, was Erziehung nun einmal zur Folge hat. Wenn ich getrennt bin, weiß ich nicht wer ich bin, ich kenne nicht mich noch meine Gefühle. Wenn ich meine Gefühle nicht kenne sondern funktioniere kenne ich mein Innenleben nicht und habe dadurch keine Ahnung, was ich will, was ich brauche, was mich ausmacht mit all meiner Verletzlichkeit die sich in mir vereint. Wenn ich all das nicht weiß oder mir dessen nicht bewusst werde habe ich keinen Selbstwert. Denn der Selbstwert ist das, was in dir lebt. Was du unabhängig von Geld, Job, Familie, Anerkennung, Freunde bist.
Nur dadurch läuft diese Welt wie sie nun einmal läuft. Wir bräuchten uns keine Gedanken über psychische Erkrankungen und Burnout machen, wenn wir unseren Wert erkennen würden denn dann würde das Leben so wie es in dieser Gesellschaft läuft nicht mehr geben. Du würdest nicht mehr funktionieren, weil du wüsstest, dass du nur unter bestimmten Bedingungen arbeiten würdest. Weil du der Anerkennung nicht mehr hinterherrennen müsstest sondern dir bewusst bist, dass sie in dir zu finden ist.
Wenn du den Wert deines Selbst fühlst, verändert das alles, dich und dein ganzes Leben um dich herum, weil du dich selbst beginnst ernst zu nehmen. Weil das was da in dir ist zum Leben erwachen darf. Diese Freude, diese Leichtigkeit, diese Liebe, diese Inspiration, dieses Vertrauen, diese Einkehr zu dir selbst mehr ist. Füllender, näherndes als du es niemals mit Äußerem füllen könntest.
Du wirst zu deinem eigenen Führer wenn wir erkennen, dass all die schweren und negativen Gefühlen nur ein Wegweiser sind die dich hin zu deiner wahren Natur führen wollen. Zu diesem wundervollen, großzügigen und über alles geliebten Menschen der nichts mehr will als sich an diese Leben zu verschenken. Der solch eine Dankbarkeit fühlt, dass er Teil dieser Welt sein darf. Dieser unbeschreiblich perfekten und mit allem verbundenen Welt.
Ich fühle so unbeschreiblich viel, immer und ständig bin ich da, anwesend, bei mir und in meinem Verstand wird es leise, ruhig, ganz still. Es ist der Friede meiner Seele die Einkehr findet. Eine Stimme die zum erklingen kommt und mir leise zuflüstert „Ich danke dir, ich danke dir so sehr, dass du mir gefolgt bist, dass du mich nicht vergessen und meinen Ruf vernommen hast, dass du den Mut hattest einem Weg zu folgen der dich fern ab von dem was dir bekannt und äußerlich Sicherheit gegeben hat, gegangen bist um mich zu finden und nun da du endlich bei mir bist, kann ich dich beschenken. Mit Glück, mit Freude, mit Leichtigkeit, mit Wohlwollen, mit Mitgefühl dir selbst und Anderen gegenüber, mit Ruhe und Inneren Frieden. Es darf nun still werden in dir weil wir uns wieder gefunden haben und ich nun nicht mehr nach dir rufen oder auf mich aufmerksam machen musst. Nun können auch deine Kinder mit einem Menschen aufwachsen der aus ganzem Herzen liebt, lacht, weint, trauert, wütet und all diese Gefühle da sein lässt ohne sie für etwas zu benutzen. Der erleben durfte was es bedeutet sich selbst zu finden, sich selbst zu halten, um sich selbst zu trauern, zu wüten und letzten Endes zu lieben. Ich, nur ich alleine bin die Liebe meines Lebens und das hat nichts mit Egoismus zu tun, nichts mit radikalen Wegen getrieben von Unsicherheit und falschen Idealen oder Überzeugungen sondern dem tiefen Gefühl des Verbundenseins, des Mitgefühls mit dieser Welt.
„Ich kann dich nicht verletzen ohne mir selbst dabei weh zu tun“ oder „ unsere tiefste Angst ist es nicht unzulänglich zu sein. Unsere tiefste Angst ist es, dass wir über alle Maßen kraftvoll sind“.
Du bist ein Sammelsurium aus Erfahrungen. Nicht mehr und nicht weniger. Alles was sich an Angst, Scham und Schuld über die Jahre angesammelt hat, sind nichts anderes als Geschichten. Geschichten die Menschen über dich erzählt haben, aus dem Glauben heraus etwas über dich zu wissen, welche du als Liebe dankend angenommen hast und was letzten Endes zu deiner Realitäten geworden ist.
Am Ende haben aber all diese Geschichten nichts mit dir sondern nur mit demjenigen zu tun aus dessen Mund sie einst entsprungen sind.
Deshalb lege deine Hand auf dein Herz, es schlägt einzig und alleine für dich und für deinen Frieden mit dir selbst.
In tiefer Liebe und Verbundenheit für all die starken Seelen die in dieser Welt umherwandern. Ich danke euch.