Das „Ich“ in Partnerschaft

Das Problem oder den Konflikt den wir in unserer Partnerschaft haben, lässt sich meist bereits auf den Anfang der Beziehung zurück führen. Jeder Mensch kennt, wenn er ehrlich genug zu sich selbst ist, dieses ziehen in der Magengegend und eine Stimme die sagt „hmmm also irgendetwas stimmt nicht. Irgendwie wollen wir zwei eine Beziehung führen aber etwas in uns warnt mich davor.“

Dennoch ist sie so leise und mein Wunsch nach einem anderen Menschen, nach Nähe und Verbundenheit, nach dem nicht mehr alleine sein und endlich glücklich zu werden ist so laut, dass diese leise Stimme schnell von anderen bedürftigen Anteilen überlagert wird.

Mein Mann und ich, waren nun bereits oft an dem Punkt ob diese Beziehung wirklich noch Sinn ergibt. Was Liebe ist? Wie sie sich ausdrückt? Was es wahrhaftig bedeutet einen anderen Menschen zu lieben und mit ihm in Verbindung zu gehen? Wie hilflos und verzweifelt jeder von uns beiden ist, wenn die Not aus der Kindheit mal wieder zu besuch kommt und unsere Liebe für einige Zeit verloren geht.

Und das nur, weil wir nie gelernt haben ehrlich zu uns selbst zu sein.

Stellt euch mal folgende kennenlernen Szene vor…

Anstatt zu sagen „Hallo ich heiße Isabell, bin 34 Jahre alt, verheiratet, Mama von zwei Söhnen, Sozialarbeiterin und Coach, verbringe viel Zeit in der Natur, bei Tieren oder lese alles mögliche was ich über unser Bewusstsein neu erfahren darf.“

zu

“ Hallo mein Name ist Isabell, ich bin 34 Jahre alt und wenn du mich kennenlernen möchtest solltest du folgendes über mich wissen:

Ich bin bereits seit ein paar Jahren auf der Suche nach mir selbst, was bedeutet, dass in meinem inneren ein Bindungstrauma aktiv ist, welches mir den Umgang zu anderen Menschen erschwert, weil sie in mir Emotionen auslösen vor denen ich mir einrede mich schützen zu müssen.

Wenn ich bei mir bin. Ausgeglichen und im Frieden. Die Leichtigkeit und das Wohlwollen zu mir selbst mich umgibt können wir beide eine wunderschöne Zeit miteinander erleben.

Wenn ich jedoch getriggert werde, was bei mir des Öfteren vorkommen kann, werde ich mich diesen Gefühlen hingeben. Ich werde dann schwach sein. Mich meinen Tränen und meiner Bedürftigkeit hingeben. Ich werde also viel weinen, mich vermutlich zurück ziehen um keinen weiteren Schaden anzurichten und mich dadurch um mich selbst kümmern. Du musst dabei gar nichts tun außer das was du siehst zu akzeptieren und geschehen lassen, was gerade geschehen möchte.

Ansonsten liebe ich die Natur. Ich liebe Tiere und kann mit ihnen unendlich viel Zeit verbringen. Ich liebes es über das Leben, unser Bewusstsein und Nervensystem zu philosophieren. Ich kann kein Smalltalk und fühle mich damit unwahrscheinlich unsicher. Ich bin loyal, mitfühlend, geduldig, liebevoll, interessiert, spontan, wissbegierig und vieles mehr.

Was ich damit sagen will, die Zeit mit mir wird nicht immer schön und von Leichtigkeit getragen sein. Wir werden lachen aber auch weinen und du wirst zusammen mit mir in die Berührung mit deiner Not kommen, da ich in Beziehung mit „dir“ und nicht mit deiner Rolle kommen möchte. Ich kenne die ganzen Schlupflöcher der Psyche. Ich sehe die Härte in deinem Körper und höre den Widerspruch in den Aussagen die du tätigst.

Wut macht mir mittlerweile keine Angst mehr, ich laufe nicht davon (außer ich werde getriggert, dann muss ich mich erst einmal um mich selbst kümmern) sondern habe gelernt im Feuer der Wut stehen zu bleiben und sie aushalten zu können.

Ich will dir also nicht auf die Schliche kommen aber mein Wert oder die Art und Weise wie ich Beziehung führen möchte ist mehr als das, was wir bisher über Beziehung kennen und beobachten können.

Es geht um Ehrlichkeit zu sich selbst, um Nähe, um Verbundenheit, um Verletzlichkeit, um Schwäche, um Mut, um Angst und alle anderen Gefühle die da sein dürfen und gelebt werden wollen.

Sehr wahrscheinlich hat dich das alles nun überfordert und ich kann nachvollziehen, wenn du dich nun zurückziehen und darüber nachdenken möchtest.

Jedoch ist es mir ein Anliegen klar zu sein auf was du dich hier einlässt, denn nur so kann die Basis für eine Beziehung oder Partnerschaft entstehen die mehr sein kann als resignative Harmonie oder ein ständig lodernder Konflikt in dem wir uns gegenseitig zerfleischen.

Das bin ich und wer bist du?“

Was denkt ihr, was daraus entstehen könnte wenn wir uns offen, ehrlich und verletzlich voller Bewusstsein und liebe für uns selbst kennengelernt hätten?

Und könnt ihr ebenso in den Worten die eigne Angst, Scham und auch Wut wahrnehmen die sagt „Was für ein Quatsch, da würde doch jeder Mensch gleich davon laufen!“

Aber wen möchtest du denn mit deinen Worten, mit deinem Sein beeindrucken, beeinflussen, manipulieren?

Am Ende wirst es du sein, die erwachen und sich selbst dem stellen muss was sie sich all die Jahre eingeredet hat, sein zu sollen, sein zu müssen!

Den Schein wahren wir nur vor uns selbst, da wir dann nicht in unsere Verantwortung kommen um dadurch etwas an und in uns und unserem Verhalten verändern müssen.

„Nicht wissen“, lässt uns das weiter praktizieren, was wir nicht gut finden und dennoch Anteile in uns sind, die auf Veränderung und das loslassen des Schmerzes keinen Bock haben.

Die weiter dem verletzten und bedürftigen Anteil in uns selbst glauben schenken, dass er recht hat, das den Menschen nicht zu trauen ist und wir uns immer wieder schützen müssen. Uns zurück ziehen müssen und genau das ist nicht wahr und genau da dürfen wir lernen stehen zu bleiben um das zu fühlen, was vermutlich nicht in Worte sondern nur in Ausdruck von Wut und Trauer ausgedrückt werden kann.

Nur fühlen ohne sie gegen jemanden zu richten.

Einfach nur, da sein zu lassen.

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