
Immer wieder kommen wir in unserer Beziehung an einen Punkt, an dem wir uns einfach hilflos, ohnmächtig und ausgeliefert fühlen. Wie zwei Fremde sitzen wir voreinander und schauen uns durch unsere nassen und mit Tränen gefüllten Augen an.
„Bitte erkläre mir, was passiert hier“, höre ich einer Stimme in meinem Kopf zu. „Warum bin ich die, die ich nun einmal bin und warum kann ich nicht aufhören Fragen zu stellen die meinen Mann innerhalb von Sekunden in seinen Schmerzkörper katapultieren“, so dass in unserem Wohnzimmer ein wahrer Kriegsschauplatz eröffnet wird. Dann gibt es nicht mehr dich und mich sondern, dann stehen da noch Mutter und Vater, Oma und Opa, die unbewusst in mir oder dir den Repräsentanten für das jetzige bittere und kaum auszuhaltende Gefühl ins Bewusstsein kommen lassen.
Wenn ich mir meiner selbst nicht bewusst geworden wäre, wenn ich nicht selbst so hart nach mir suchen und meine innere Arbeit machen würde, würden wir uns immer noch zerfleischen und irgendwann bis aufs Äußerste hassen. Ja sprichwörtlich hassen, weil genau das passiert, wenn das Traumamonster unbewusst um sich schlägt und immer neue Wunden im Herzen des Partners entstehen lässt, weil dieser nicht der richtig Adressat für deinen Schmerz ist.
Ich glaube wir sind noch als Paar zusammen, weil unsere Beziehung mehr ist, als das was wir mit unseren Augen sehen können. Weil unsere Herzen uns zusammenbracht haben mit dem Bewusstsein, dass wir uns gegenseitig so lange Triggern und aufreiben können bis wir irgendwann so viel Bewusstsein erlangt und innere Kind Arbeit durchgeführt haben, dass wir in uns und unserer Beziehung Ruhe finden können.
Dann gibt es nur noch dich und mich und den friedvollen Weg den wir für unsere Jungs ebnen konnten. Mir ist bewusst wie stark wir sind, wie sehr wir das Leben lieben und dass wir die Verbindung zu ihm spüren, dass wir es schaffen können, weil wir wollen.
Mir ist bewusst, dass ich viel verlange, manchmal auch zu viel. Aber wenn ich ehrlich bin, wenn ich Zweifel hätte an dem was ich hier tue, wenn ich mir ständig Gedanken machen würde ob es „richtig oder falsch sein könnte“ wäre ich vermutlich niemals los gegangen.
Dann würde ich immer noch als Opfer meines eigenen Lebens, in meiner eigenen Blase sitzen, mich selbst bemitleiden und meine Kinder zutiefst traumatisiert haben.
Tja mein Leben sieht zum Glück anders aus, auch wenn ich glaube, dass mein Mann eine abgeschwächtere Version meiner selbst gern gehabt hätte, gibt es „leider“ nur diese eine Frau, diese eine Frau die ihr Leben selbst in die Hand genommen hat. Die weiß, warum und wofür sie all die Kraft und ihr Herz investiert und die zutiefst dankbar ist für all die glücklichen und schmerzhaften Erfahrungen die sie in sich selbst erleben durfte, weil all dieses Erfahrungen ein Teil von MIR sind und MiCH selbst zurückgebracht haben. Ich durfte heilen und Heilung finden und dafür schreibe ich hier. Dafür schreibe ich alles auf, um dich und dein Herz zu erreichen, um dir zu sagen dass der Weg nicht einfach ist und sich dennoch alle mal LOHNT ❤️