
Früher stritten wir viel, so unglaublich viel „ Weil du mich glücklich machen solltest. Weil ich von dir gesehen, akzeptiert, verstanden und geliebt werden wollte. Weil du doch bitte die selben Interessen wie ich verfolgen solltest. Weil du denken und fühlen solltest wie ich.“
Du warst rational, stark und kontrolliert. Ich dagegen ein einziges psychisches Wrack. Bis oben hin gefüllt voller Sorgen und Ängste.
Mit allen, mit wirklich allen Mitteln die mir zu Verfügung standen habe ich versucht dich in meine Emotionen zu verstricken. Dich zu demütigen oder zu manipulieren, denn das war der einfachere Weg. So dachte ich, wenn du mir nur das gibst nachdem ich solch ein Hunger habe wird alles gut werden. Dann wenn….. das kam nie oder sagen wir zum Glück nie.
Irgendwann war der Druck so groß, dass ich wieder psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nahm und mein Weg der Heilung begann.
Dass wir heute immer noch zusammen sind, ist mir ein Rätsel. Nach allem was wir durchgemacht und durchgestanden haben. Irgendwas in uns muss irgendwann verstanden haben, dass wir so gebaut sind, dass wir voneinander lernen müssen um diesen Weg gemeinsam gehen zu können, um zu heilen, denn das Kuriose an unseren Partner ist folgendes:
Was hat dich emotional dazu veranlasst dich genau für diesen Menschen deinen Partner/deine Partnerin zu entscheiden? Es ist vielleicht das Aussehen, die Art und Weise wie sich der Andere bewegt aber das entschiedenste ist das Muster wie er dich behandelt denn wir suchen uns immer Menschen aus die dem Muster entsprechen welches wir gewohnt sind. Ja, welches uns aus der Kindheit bekannt ist und welches in uns abgespeichert ist. Und nun schau deinen Partner oder deine Partnerin an und vergleiche ob ihr oder sein Verhalten mit dem was du gewohnt bist ähnelt. Wie wurdest du behandelt, wie wurde mit dir umgegangen und was denkst du über dich selbst? Kannst du Nähe zulassen? Zeigst du dich verletzlich? Kannst du deine Gefühle leben und deine Tränen fließen lassen? Wenn nein warum nicht? Was hält dich davon ab? Kannst du zu dir und deinen Gefühlen stehen?
Jetzt kannst du vielleicht Parallelen herstellen zwischen dem was einst war und dem was du täglich aufs Neue reproduziert? Du fühlst dich nicht geachtet? Dann frage ich dich, achtest du dich selbst? Nimmst du dich ernst? Respektierst du dich? Wie geht ihr miteinander um? Wie ernst werden eure Emotionen vom anderen wahrgenommen? Welchen Stellenwert haben Konflikte in eurer Beziehung und wie offen könnt ihr darüber sprechen? Könnt ihr überhaupt darüber sprechen und wie läuft dies ab?
Wenn ich ehrlich bin war und ist unsere Beziehung noch nie so authentisch, lebendig und tief gewesen wie jetzt. Dies schaffen wir aber nur wenn wir den Mut aufbringen können uns selbst zu suchen. Dann können wir uns und unser Handeln sowie unsere Muster und Schutzstrategien sehen und verstehen. Dann weiß ich, dass der Andere mir nichts Böses will sondern die Emotionen, die gerade an die Oberflächen kommen aus einer anderen Zeit stammen und ich nun ein paar Minuten brauche um mich ernst zu nehmen und mir den Raum zu geben, jetzt gerade eben diese Gefühle zu fühlen ohne die Schuld auf meinen Partner zu übertragen.
Dies erfordert Mut und unheimlich viel Achtsamkeit. Der Lohn den man aus dieser Arbeit zieht ist Liebe, reine pure bedingungslose Liebe. Dann fangen wir uns gegenseitig auf und tragen den Anderen wenn dieser mal gerade in seinem Inneren Kind stecken geblieben ist. Dann bin ich ihm überhaupt nicht böse sondern sage „ bitte teile mit was du meinst. Bitte sage mir genau was dich so verletzt hat damit ich dir erklären kann was ich wirklich mit meiner Aussage transportieren wollte, denn zwischen dem was ich vor fünf Minuten gesagt habe und dem jetzigen Moment ist so viel in dir passiert, dass mein Verstand es überhaupt nicht nachvollziehen und begreifen kann. Bitte gebe mir die Chance zu verstehen was da in dir vorgegangen ist?
Ich kann mittlerweile hingehen und meinem Mann, auch wenn dieser sauer ist umarmen genau so wie er es bei mir macht.
Das ist Co Regulation. Sich immer wieder gegenseitig zu regulieren, besonders wenn man es selbst nicht erleben durfte. „Ich bin da, ich habe alles im Griff und ich bin dein Freund. Du darfst nun ruhig werden und dich entspannen.“
Ja genau das ist das was wir in all den Jahren in denen wir Eltern geworden sind lernen durften. Ich bezeichne es damit, dass wir langsam aber stetig auf dem Weg sind erwachsen zu werden und lernen unsere inneren Kinder bewusst zu führen. So dass wir sie sehen, hören, ernst nehmen, verstehen ohne beim Anderen zu verweilen oder bei ihm die Schuld zu suchen. Erwachsen sein bedeutet sich seiner selbst bewusst zu sein, indem wir begreifen wie unser Nervensystem funktioniert und wir niemals mehr ausgeliefert sind sondern immer Möglichkeiten zum aktiven Handeln haben.
Ich liebe dich mein Mann. Mein Begleiter. Mein Lehrer. Mein Geliebter. Mein Schatz. Wir sind uns meistens nah, so nah wie nie zuvor. Ich sehe dich, deine Seele, dein Wesen mit all seinen Verletzungen. Deinen Schmerz. Deine Wut und Ohnmacht. Dein Glück, wenn deine Augen strahlen und du mich küsst. Ich danke dir für deinen Mut und deine Offenheit, all die neuen Wege mit mir zu gehen, auch wenn es dir manchmal schwer fällt dem Leben zu vertrauen, bleibst du doch bei uns und an meiner Seite. Ich ehre deinen Körper und liebe jede deiner Zellen. Wir sind zu einem Team geworden. Ein Team das unter jeder Bedingung erfolgreich die Prüfungen des Lebens meistert. Ich weiß, dass mein Herz sehr gut bei dir aufgehoben ist und spüre jeden Tag wie sehr du mich liebst. Fast 11 Jahre gehen wir gemeinsam durchs Leben und ich habe immer noch nicht genug von dir. Es ist immer noch nicht langweilig und ich will mehr von unserem Leben. Ich freue mich so wahnsinnig auf alles was noch kommt. Danke, danke dass du bist wie du bist.