
Es gibt viele Menschen, die immer wieder von Freiheit oder einem selbstbestimmten Leben sprechen, schreiben. Die es angeblich leben. Letztlich ist es nichts als eine Überlebensstrategie um dem was sich in ihnen zeigen möchte zu entkommen und deshalb laufen sie davon. Von einem Ort zum nächsten durch die ganze Welt und betiteln dies als „ihr selbstbestimmtes Leben“ und jedes Mal wenn ihr Leben wieder einmal an ihre Tür klopft ziehen sie weiter.
Immer weiter weg. Weg vor dem was sie einengt, vor dem was sie einschränkt, vor dem welchem sie sich unterordnen sollten. Was in ihnen die höchstes Form der Bedrohung darstellt, ohne zu erkennen, dass die Bedrohung nicht außerhalb sondern in ihnen zu finden ist und dass sie diese Momente selbst erschaffen, um mit ihrem eigenen Glauben daran festhalten zu können.
Freiheit ist nichts anderes als die kleine Lücke zwischen Reiz und Reaktion. Es ist genau die Lücke die dich dir ganz nahe bringt. Dann kannst du sie fühlen. Dann kannst du dich fühlen. Die vielen kleinen Anteile in deinem inneren.
Die nach Schutz, Geborgenheit, Sicherheit, Aufmerksamkeit, Anerkennung, geliebt werden wollen, schreien.
Sie wollen alle gesehen, anerkannt, betrauert, sich in Sicherheit wissen und um ihrer Selbstwillen geliebt werden.
Da geht es nicht um Freiheit, um Flucht oder um Kampf.
Sondern darum, anzunehmen dessen was ist.
Die Freiheit entsteht dann, wenn ich das halten oder aushalten lerne was sich in mir zeigt und mehr als unangenehm ist. Dass ich genau dies da sein lassen kann ohne es weg haben oder weg drücken oder einen schuldigen suchen muss. Diese Energie oder Ladung zu fühlen, welche ich seit vielen Jahren mit mir herum schleppe und welche ich bis jetzt nicht wahrnehmen wollte.
Nicht, weil ich es nicht wollte sondern weil es für mich bis zu diesem Moment, bis zu diesem Zeitpunkt zu erdrückend gewesen wäre und ich nicht die Kapazität oder Ressourcen hatte diese ganzen verletzten und versehrten Anteile ein zuhause geben zu können.
Ich hatte nicht das Wissen und schon gar nicht das Gespür für mich, um all diesen feinen Wesen eine Welt zu kreieren in denen sie sicher, geborgen, fallen lassen, sich einfach nur wohl fühlen können. Ein Zuhause, dass sich “ihr zuhause nennt“.
Dort kommt niemand rein. Diesen Ort kann niemand besuchen außer ich selbst. Ich kann sie versorgen mit allem was sie brauchen. Mit allem was sie sich wünschen. Ich kann ihnen zuhören. Sie trösten. Sie umarmen. Sie lieben. Sie annehmen. Interesse zeigen, an allem was sie mir zeigen möchten und als Dankeschön bekomme ich von ihnen die wertvollsten Ratschläge die mir mein offenes Herz je geben könnte.
Und dann wird es ruhig in mir. Still. Friedlich. Der Frieden den ich einst als Säugling erleben durfte kehrt zurück, da diese Anteile nicht mehr das Verlagen haben auf sich aufmerksam machen zu müssen.
Sie befinden sich in ihrer kleinen sicheren Welt. An ihrem geborgenen Ort, voller Liebe und Wohlwollen.
Gefangenschaft entsteht immer dort, wo ich nicht annehmen möchte dessen was ist.
Wo meine Angst sich vor das Vertrauen stellt, in der Absicht mich schützen zu müssen. Dort wo meine Zweifel und mein Misstrauen zu laut werden und ich mich diesem hingebe, funktioniere und erst viele Meter später stehen bleibe, zurück schauen und meine Augen, das Unheil sehen, welches mein Unterbewusstsein angerichtet hat. Weil es davon überzeugt war mich beschützen zu müssen.
Du möchtest wissen, wo die Freiheit liegt.
Es liegt in den Momenten, in denen ich anstatt zu schreien, mich hinsetze und meinem Kind in die Augen schauen kann und es fragen kann was es gerade braucht anstatt weiter meinem starren Impuls zu folgen.
Freiheit entsteht dort wo ich in die Augen meines Mannes sehe und diesen kleinen Jungen erkenne, dem ich zu nahe getreten bin und der nun beginnt zu kämpfen, weil er glaubt nicht gut genug zu sein.
Freiheit entsteht dann, wenn mein Schmerz nachts mal wieder anklopft und mir mitteilen möchte, dass ich meinem Kind nun eindrücklich sagen müsste, dass es nun schlafen soll, weil ich es gerade nicht mehr in mir aushalte und ich meine Wut begleiten kann und gleichzeitig mich mit meinem Kind unterhalten und kuscheln kann. Ganz einfach weil ich den Widerstand in mir die Türe öffne und alles da sein lassen kann, was da sein möchte egal wie schlimm dies sich in diesem Moment für mich anfühlt.
Freiheit entsteht dann wenn ich das Wunder in jedem Menschen sehen kann. Wenn jegliche Bedrohung weicht und ein kindliches Interesse erwacht, das dich fragt
„Möchtest du mir von dir erzählen. Möchtest du einfach nur von dir erzählen, wie du dein Leben bis jetzt wahrgenommen hast. Magst du mir von dir berichten und ich höre einfach nur zu? Hast du Lust?“