Wenn dies bei dir keine Rolle spielt dann besuche einfach einmal in den nächsten Tagen deine Eltern und beginne ein Gespräch wie folgt:
„Liebe Mama, lieber Papa, damals hatte ich oft das Gefühl, das ich störe, dass ich euch zu viel bin, dass ihr mich so wie ich bin nicht lieben könnt. Eure Arbeit oder auch die Wirkung nach außen war euch oft so wichtig, dass ich meine Tränen runter schlucken und mich zusammenreißen musste. Ich war traurig, einsam und wütend und musste dennoch lächeln, damit ich euch glücklich machen konnte. Diese Erfahrungen habe meine Wahrnehmung beeinträchtigt und ich frage mich bis heute, als erwachsene Frau, ob das was ich da wahr nehme stimmt. Ob das was ich da sehe und empfinde wirklich angebracht ist oder ob ich mich danach schämen muss, wenn ich meine Wut mal wieder nicht im Griff hatte und dann bin ich sauer auf mich. Auf den Menschen der ich heute bin, weil ich damals bei euch die Erfahrungen machen musste, dass ich, wenn ich wütend bin kein guter Mensch bin, dass ich weg und bestraft werden muss. Diese Wut, dieser Schmerz sitzt noch bis heute in meinem inneren und ich weiß manchmal nicht wie ich mit all diesen Emotionen umgehen soll. Ich habe erkannt, dass viele dieser Gefühle zu euch gehören. Denn es ist eure Scham, eure Angst, eure Not und hat mit mir nichts zu tun. Das wollte ich euch heute mitteilen, damit ich mich davon befreien kann. Damit ich damit abschließen kann, dass ich ein wundervoller Mensch bin der als Kind nur falsche Zusammenhänge über sich selbst hergestellt hat. Mir war es wichtig, euch das zu sagen. Ich danke euch, dass ihr mir zuhören konntet.“
Was denkt ihr? Wie viele Eltern würden bis zum Ende ruhig sitzen bleiben und den Worten lauschen die gerade ihr Sohn oder ihre Tochter ihnen versucht mitzuteilen. Alle die aufstehen, es belächeln, klein reden oder sagen das ist Quatsch schützen sich, sie schützen sich nicht vor dir sondern vor ihrer eigenen Not und genau das ist Trauma.
Das ist der innere Antrieb, das ist die sogenannte innere Stimme in uns die Zusammenhänge herstellen und den Ursprung der Emotion verstehen möchte. Es möchte Erklärungen dafür finden, was meist unerklärbar ist.
Werfen wir ein Blick in die meisten Familien, dann wird dort „geschwiegen“. Vielleicht nicht in der aktuellen Familie aber in der Herkunftsfamilie gibt es dann doch Themen über die „nicht gesprochen“ wird. Das merken Kinder sehr schnell, welche Themen erwünscht und welch unerwünscht, sind. Dementsprechend passen sie sich an, da sie den Eltern gefallen wollen, da sie von der Liebe der Eltern abhängig sind. Aber nur weil wir schweigen ist es nicht weg. Es liegt wie ein Schleier über jedem einzelnen Familienmitglied und besonders Kinder fragen sich „was Bitteschön ist an mir falsch, dass meine Eltern mir ständig mit solch einer Härte und Abweisung gegenübertreten müssen. Sie lieben mich und dennoch blocken sie bestimmte Themen radikal ab. Geben mir die Schuld, dass ich Emotionen habe. Zu emotional, alles persönlich nehme und nicht locker und entspannt das Leben genießen kann.
Die Sehnsucht eines jeden Menschen ist aber die bedingungslose Annahme seiner selbst, was auch beinhaltet, Gefühlen begegnen und sie halten zu können. Situationen innerlich aushalten zu können ohne impulshaft darauf reagieren zu müssen.
Trauma lässt aber keine Entwicklung oder Heilung zu, da es sich hierbei um eingefrorene und sehr verletzte Anteile handelt.
Die Nachwirkungen des Krieges sitzt noch fast bei jeder Familie mit am Tisch. Sie bestimmen wie nahe wir uns kommen. Über welche Themen gesprochen und über welche geschwiegen werden. Sie sind es nach denen sich das Nervensystem dieser Menschen monoton ausrichtet. Es geht um Schutz. Um Schutz vor dem großen schwarzen Monster das alles vernichten kann.
Trauma ist nicht greifbar, da es uns innerhalb von Sekunden einfach verschluckt und wir danach erwachen und uns selbst nicht erklären können was da gerade mit uns passiert ist. Woher kommt die Wut? Woher kommt diese unbändige Energie in meinem Inneren? Woher kommt die Not die plötzlich das ganze Leben und die Liebe in Frage stellt?
So gibt es Menschen die sich immer in einem gewissen Abstand zueinander befinden. Die es irgendwie geschafft haben ihr Leben um das Trauma herum entstehen zu lassen oder es gibt welche die sich monoton in einem Kampf oder Fluchtmodus befinden.
Aber wirklich da. Wirklich anwesend, Wirklich authentisch, echt, nahbar, ohne meine Rolle, ohne den Menschen der ich in Wahrheit bin, mit all meinen Wünschen, Träumen, Bedürfnissen, Not, Tränen, Verletzlichkeit gibt es wenig bis kaum.
Wir wollen Taff sein, alles stammen, alles unter einen Hut bekommen, alles managen und verlieren dabei als Frau unsere Gabe. Wir werden dabei hart. Nicht nur zu uns sondern auch zu unseren Mitmenschen. Die Fähigkeit der Frau besteht nicht darin zu funktionieren sondern zu hinterfragen, verstehen zu wollen, das nicht sichtbare sichtbar werden zu lassen. Das gelingt durch die Fähigkeit mit uns selbst und unseren Emotionen verbunden zu sein. Die unser Wegweiser sein können, wenn wir ihnen folgen. Die uns klar signalisieren „fang an weniger von dem zu tun, was du bisher getan hast und beginne dich dir selbst zu widmen. Erst dann kannst du verstehen, Zusammenhänge erkennen und Heilung erfahren.“
DIe Kette des Traumas wandert von einer Generation zur nächsten, nicht in der selben Intensität wie es unsere Eltern erlebt haben aber erst wenn eine Generation sich über die eigene Not bewusst wird.
Stehen bleibt, sich ihr zuwendet und Heilung in gang gebracht werden kann, beginnt sich der Kern des Lebens als Mensch zu verändern.